24 August 2015

matrixmann: (Default)
Seit der Erfindung von Scripted Reality Shows gibt es ein seltsames Phänomen zu beobachten: Zuvor sich gesittet verhaltende Menschen gebärden sich mit der Zeit ähnlich asozial wie die fiktionellen Charaktere dieser Fernsehsendungen. Bei manchen Exemplaren funktioniert dies sogar ohne den regelmäßigen Konsum solcher Medieninhalte - weshalb man es wohl nicht allein nur auf die Kunstschaffenheit der Produktionsfirmen solcher Sendungen zurückführen sollte.
Bemerkenswert an diesem Phänomen ist aber, seit dem es diese übertriebene Fiktion gibt, die versucht, sich als Realität darzustellen, dass Menschen Konfliktmuster wie in diesen Shows in der Realität an den Tag legen und ebenso auch sich Lösungsmuster wie in diesen Sendungen bedienen.
Statt vernünftig mit jemandem in einer Konfliktsituation zu verhandeln, wird der Ton schnell ausfallend, laut, die Fronten verhärten sich, Lügen, Anschuldigungen und Verleumdungen sind das, was als nächstes die Runde macht, und jegliche Verhandlungen lösen sich in noch schärferen Konflikten auf.
Indirekte Handgreiflichkeiten, die mehr darauf abzielen, das Eigentum von jemandem unnutzbar zu machen, oder ihm sein tägliches Leben schwerer zu machen, treten häufiger auf, obwohl sich Rechte, Gesetze oder Besitzverhältnisse nicht verändert haben oder Eigentum lediglich an jüngere Gemeinschaftsmitglieder übergangen ist - welche sich allerdings auch an die allgemein verbindlichen gesellschaftlichen Regeln halten.
Abgesehen davon, dass Menschen sich gegenseitig mehr als Konkurrenten begreifen als dies vielleicht vor 10 Jahren noch der Fall war, starren sie gierig auf einander, neiden einander, was der andere mehr hat, ohne Sinn, ob sie dies tatsächlich selbst brauchen würden, sie gönnen dem Nebenmann nicht einmal einen Schädling mehr auf dem Teller als ihnen selbst und sind bemüht darin, stetig mit ihrem Nachbarn auf ein Niveau gleichzuziehen oder seines dementsprechend zu zerstören, sodass er wieder auf dem gleichen Level wie sie selbst ankommt, wenn nicht sogar noch niedriger.
All diese Verhaltensweisen sind stetig wiederkehrende Bestandteile dieser Sendungen, zwar von den Darstellern und dem Drehbuch ins Unermessliche gesteigert, aber dennoch wie eine Vorlage aus der Realität entnommen oder als Vorlage für die Realität erstellt.
Ähnliche Phänomene gab es vielleicht auch mit der Ausweitung des Boulevard-Fernsehens, in dem unwichtige Kleinigkeiten, aber skandalträchtiges Material ausgeschlachtet wurde und anstelle ernsthafter wichtiger Nachrichten gesendet wurde.
"Der Umgang formt den Menschen", so heißt es in einer Redeweise, und allem Anschein nach scheint dies auch für den Umgang zu gelten, der nur einseitig auf den Menschen einwirkt. Für den es keine leibliche Anwesenheit benötigt, sondern bereits eine visuelle und / oder akustische Wahrnehmung ausreicht.

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